Tone of Voice: Wie Sie mit Ihrer Markenstimme für Ihre Marke Stimmung machen

Erfolgreiche Marken haben das gewisse Etwas, auch in ihrer Sprache. Sie wissen eines ganz genau: Sprache ist der durchdringendste Teil Ihrer Marke. Denn alle im Unternehmen schreiben – ob im Marketing oder Sales, in der HR Abteilung oder im Kundenservice. 

Sie alle Texten für ein und dieselbe Marke – ob wir das nun Verbal Identity, Brand Language oder Tone of Voice nennen. Diese starke Stimme erhebt sich über den Lärm derer, die dieses große Potenzial nicht erkennen. 

Stichwort großes Potenzial. Was sind die überzeugenden Vorteile eines markanten Tone of Voice? Und wie entwickeln Sie Ihre eigene Markenstimme? Wir zeigen es Ihnen hier. 

Kapitel:

Was heißt hier eigentlich Tone of Voice?

Kurz gesagt ist es die Tonalität oder der Tonfall, mit der die Marke mit allen Zielgruppen kommuniziert. Das heißt: ein einzigartiger Stil, der eine spezielle Wortwahl genauso umfasst, wie er damit gleichzeitig die Persönlichkeit der Marke einfängt. Wichtig ist dabei auch die Einheitlichkeit, die an allen Kontaktpunkten erkennbar sein muss, ob intern oder extern. Das umfasst geschriebene wie auch gesprochene Sprache, wenn wir etwa an das Skript für den Imagefilm oder an die Ansagen in der Telefonschleife denken.

Tone of Voice Beispiele?

Innocent – ein Smoothie, der ansprechende Texte schreibt

Wann immer wir Menschen in Workshops fragen, welche Marke ihnen textlich besonders ausdrucksstark und einzigartig in Erinnerung ist: Die Smoothie-Marke „Innocent“ steht meist ganz oben auf der Liste. Aber warum ist das so?

„Einfach witzig“ – „Die Texte auf den Flaschen“ – „Geniale Wortspiele und Getränkenamen“ sind nur einige der Antworten. Aber natürlich zählen dazu auch Aktionen (alle ebenfalls textlich stimmig inszeniert*). Zum Beispiel: Das Mützchen-für-Smoothies-Stricken als Spendenaktion für Caritas und die globale gesellschaftliche Ausrichtung. So gehen 10 Prozent des weltweiten Gewinns an die Innocent Foundation. Diese unterstützt damit wiederum Projekte in aller Welt. Alles textlich extrem gut begleitet. 

Innocent schafft es also, seine Sprache „markant“ zu halten. Doch: Wie genau macht die Marke das eigentlich? Schauen wir uns ein paar Beispiele an!

*Übrigens auch en Stil-Element von Innocent: Kommentierende Zusätze in Klammern, meist mit Augenzwinkern

Stilmerkmale des Innocent Tone of Voice

Wann hat zuletzt eine Verpackung zu Ihnen gesprochen? Bei Innocent macht das jedes Fläschchen. Zum Beispiel lesen Sie da auf einem Smoothie neben allen klassischen Informationen zu Inhalt & Co auch folgende feine Zeilen:

Kannst du diesen Smoothie wiehern hören?
Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein lila Smoothie. In Wirklichkeit ist er ein winziges Trojanisches Pferd. Statt mit versteckten Kriegern ist er vollgepackt mit einer Armee von Vitaminen. Beim Trinken werden diese heimlich in Deinen Körper eingeschleust, um Deine Abwehr von innen zu unterstützen. Das erzählt zumindest die Legende. 

Aber damit nicht genug. Der Name des Smoothies ist ein gelungenes Wortspiel, das ebenfalls an die griechische Mythologie erinnert: BEERKULES. So verbindet es die Früchte des Smoothies humoristisch mit seinem Wirkversprechen. Zusatz auf der Flasche: Heldenhafte Hilfe für Deine Abwehr. Nett abgerundet wird der Text auf der Packung mit einem freundlichen Call to Action, der zum Kontakt auffordert: Sag doch mal Hallo steht lässig über den Adress- und Kontaktdaten des Unternehmens.

Welche Vorteile bringt Ihnen ein Tone of Voice?

Ein Teil der Antwort steckt schon in den Zeilen oben. Sie gewinnen an Ausdrucksstärke und diese wiederum zahlt auf die Merkfähigkeit ein. Sprich: Sie differenzieren sich von anderen Unternehmen und Marken, die oft keine ausgeprägte Markensprache haben. Gleichzeitig hilft dieses verbale Hervorstechen beim Erinnern von Inhalten. Denn das fällt uns vor allem dann leichter, wenn sie mit starken Emotionen verbunden sind. Wenn uns also beispielsweise Innocent ein Lachen abgewinnt durch humorvollen Text mit einer Brise Selbstironie. Ebenso wichtig ist aber selbstverständlich die generelle Sympathie, die Sie mit einer stimmigen Stimme für Ihre Marke gewinnen.

Kurz zusammengefasst – ein Tone of Voice: 

  • Differenziert „markant“ durch Ausdrucksstärke
  • Erhöht die Wiedererkennung der Marke
  • Erleichtert das Erinnern und schafft Sympathie

So weit, so gut. Aber wie können Sie nun für sich einen unverkennbaren Stil entwickeln – einen Tonfall, mit dem man Sie auch ohne Logo erkennen würde.

Tone of Voice entwickeln: dem Markenversprechen und den Markenwerten entlang

Ein guter Weg, die eigene Tonalität zu finden ist ein kritischer Blick auf die Marke. Was verspricht sie? Für welche Haltung steht sie – oft in Werten ausgedrückt? Sind es progressive Werte, die beispielsweise Richtung Kreativität gehen oder eher konservative Werte, die Traditionelles in den Mittelpunkt stellen? Ist es ein Mix? Kann man beide Welten eventuell sogar verbinden?

1. Pro Wert brainstormen: Was bedeuten diese inhaltlich und textlich?

Überlegen Sie ganz einfach und pragmatisch zu jedem Wert – auf 2 Ebenen: Was bedeutet dieser Wert inhaltlich-konzeptionell und textlich? Welcher Content stützt den Wert und wie können wir den Wert auch textlich inszenieren und umsetzen?  

Wenn einer Ihrer Werte zum Beispiel „Transparenz“ wäre, was würde das bedeuten? Wie viele Hintergrundinformationen würden Sie anbieten, wie klar müssten Ihre Erklärungen sein, auch, wenn Sie z. B. einmal Negatives kommunizieren müssten? Wie kurz und prägnant müssten Texte sein, und wie sähe es dann mit Satzlängen aus?

Sie garantieren damit gleichzeitig, dass auch die Kriterien für guten Stil eingehalten werden. Was verbindet man noch mit „Transparenz“? Verbindet man damit eher Nähe oder Distanz? Wie kann man damit textlich umgehen? Gibt es vielleicht sogar Wörter, die man damit assoziiert und die man häufiger verwenden sollte? Und andere eher nicht?

2. Schon während der Stilfindung mit eigenen Texten experimentieren

So kristallisieren Sie rasch wesentliche Stilelemente heraus. Tipp: Wenden Sie diese gleich während des Brainstormings auch auf bereits bestehende Texte an. Was müsste sich ändern, verbessern? An konkreten Beispielen können Sie schnell erkennen, was als Kriterium geeignet ist und was nicht.

Tipp: Wählen Sie möglichst unterschiedliche Textbeispiele, an denen Sie den Stil entwickeln. Also: Kundenschreiben genauso wie Bewerberabsagen oder auch Texte mit rechtlichem Inhalt. So zeigt sich, wie praktikabel Ihre Ideen für einen einheitlichen Gesamtstil sind.

3. Differenzierung: Guter Stil ist erst die halbe Miete im Tone of Voice

Unsere Erfahrung zeigt: Für viele Unternehmen ist schon der Schritt aus einer altbackenen, bürokratischen Sprache in einen eher alltagssprachlichen Stil ein großer. Bedenken Sie jedoch, dass es einen weiteren wesentlichen Schritt braucht – den in die Differenzierung. Innocent schreibt auch sehr alltagssprachlich – aber es sind die erwähnten Beispiele von Stil-Elementen, die den Tone of Voice letztlich ausmachen. Wenn Sie so wollen: Das Sahnehäubchen auf dem Smoothie (Ob das schmeckt?).

Wie kommt man dahin? Zum Beispiel mit Tools wie dem Stil-Quadranten, der auf 2 Achsen beruht: von seriös bis frech und von laut bis leise. Ordnen Sie Ihre Marke dort ein und brainstormen Sie dazu passende Stilelemente, die eventuell auch Branchenklischees auf den Kopf stellen.

Eine weitere Übung: Stellen Sie sich Schauspieler:innen vor, die von Art und Stimme Ihre Marke verkörpern könnten. Wenn es beispielsweise „frech“ oder „schnodderig“ sein darf, könnte das Michael Caine sein. Und dann stellen Sie sich vor, Sie wären er, während Sie Texte schreiben. Analysieren Sie dann die Ergebnisse und finden Sie heraus, welche Merkmale zu einzigartigen Stilelementen Ihrer Texte werden könnten.

Der Fehler in Tone-of-Voice Projekten – die menschlichen Beharrlichkeiten unterschätzen

Aber denken Sie bei einem Tone-of-Voice-Projekt nicht nur an „Guidelines“. Denn in erster Linie geht es dabei immer auch um Menschen, die oft erst umdenken müssen. Denn: Gerade im Alltagsstress fallen wir doch schnell in vertraute Schreibmuster zurück. Daher braucht es viele Werkzeuge, die es leichter machen, am neuen Stil dranzubleiben: Templates, Software-Tools sowie Trainings, in denen man an eigenen Texten den Tone of Voice umzusetzen lernt.

wortwelt® begleitet Sie auf dem Weg zu Ihrem Tone of Voice

Sie sehen schon: Den eigenen Tone of Voice finden ist ein gutes Stück Arbeit. Aber es lohnt sich. Besonders, wenn Sie dann alles daransetzen, ihn auch langfristig im Markenalltag zu verankern. Zum Beispiel auch, indem Sie dafür Multiplikatoren ausbilden, die pro Abteilung ein Auge darauf haben, dass sich der Stil durchsetzt.

In über 200 Projekten haben wir schon gezeigt, dass sich die Arbeit an der Tonalität lohnt. Sie wollen sich auch sprachlich von Ihren Mitbewerbern abheben und Ihre Marke zum Strahlen bringen? Dann melden Sie sich bei uns: office@wortwelt.at oder unter 0676 580 3960.

Wir begleiten Sie gerne, wenn Sie den Weg nicht allein gehen wollen. It´s a jungle out there.

Ralf Tometschek, Partner bei wortwelt® und identifire®

Er ist Marken- und Werbefachmann und seit über 30 Jahren Freelancer für Webkonzeption und Text. Neben der Vielschreiberei beschäftigt er sich seit über 15 Jahren mit Organisations- und Personalentwicklung. Wording-Trainings sind die logische Konsequenz.